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Dr. Söder und die S-Klasse der CSU

Love Letters to the Aristocracy
„Der Sonnen-Kini aus Schweinau"-  Ansichten eines Außerfränkischen.


Dr. Söder ist nicht nur ein von den Medien und Massen getragener Vorzeige-Macher im Corona-Drama, sondern der herausragende Vertreter der bayerischen S-Klasse. Es handelt sich bei dieser Bezeichnung nicht etwa um eine regionale Verwechslung im Bereich der  süddeutschen Automobilindustrie, sondern es geht um die „Staats-Schau-Spieler“ der bayerischen CSU (Strauß, Streibl, Stoiber, Seehofer, Söder), die es bis ins Maximilianeum, schafften. Ihre großen Auftritte aber hatten/haben diese „Staats-Schau-Spieler“ alljährlich auf der Bühne des Nockherberg im München, einer süddeutschen Event-Location und in Veitshöchheim bei der „Fränkischen Fassnacht. Ihre Auftritte im Maximilianeum waren/ sind jedoch weniger spektakulär und alles andere als mitreißend. Sie ähneln eher dem Auftritt des dritten Pharisäers von hinten links, auf der Bühne der Passionsspiele in  Oberammergau. Diese finden alle  10 Jahre statt, jedoch  dieses Jahr corona-bedingt nicht. Anders als viele Kunstschaffende, die sehr unter der Coronakrise leiden haben Politiker immer eine große Bühne und sie machen ausgiebig von dieser Möglichkeit sich zu produzieren Gebrauch, was nicht selten beim Bürger zu einer falschen Einschätzung der Person führen kann, wenn man sich  mit den „Staats-Schau-Spielern“ nicht auskennt oder sich mit der „S-Klasse in Bayern“  nicht näher befasst.

Dr. Söder hat sich schon sehr lange auf diese Bühnenauftritte vorbereitet und nichts dem Zufall überlassen. Auf der Prunksitzung der „Fränkischen Fassnacht erschien er immer wieder in einer neuen Maske. Er  tauchte  ab in die Rolle der verführerischen „Marylin Monroe“ (2013), gab sich 2014 noch als Held „Shrek“ und trat 2018 bereits in der Person, des in Altbayern Halbgott-Status besitzenden  „Prinzregent Luitpold von Bayern“ auf. Diese vielsagende Metamorphose in Veitshöchheim fand kürzlich Ihren vorläufigen Abschluss in der Rolle des „Staats- und Smoking tragenden Staatsmannes“. Der jüngste Auftritt als fränkischer „Sonnen-Kini" in Schloss Herrenchiemsee mit seiner Entourage und der extra aus Berlin angereisten Kanzlerin für Restdeutschland, Frau Dr. Merkel, stellt den vorläufigen Höhepunkt dieses Staatsschauspiels dar und lässt das bayerische "Mini-Versailles"  in neuer Größe und märchenhaftem Glanz erscheinen. Der französische Roi Soleil  würde vor Neid erblassen, könnte er heute die Auftritte seines fränkischen Pendants im Freistaat sehen.  Wie sagte doch der fränkische "Sonnen-Kini": "Le losange c´est moi".

Nur keinen Fototermin auslassen heißt die Devise. Wo auch immer die „Talk-Schau“ stattfinden mag und worüber man sich auch unterhält, eine Schalte nach München ist immer möglich. Der Chauffeur fragte: „Wo soll es heute hingehen, Herr Ministerpräsident?“ „Egal, ich werde überall gebraucht . Die Hauptsache wir haben genug weiß-blaue Rauten-Schutzmasken im Kofferraum". Als die Chinesen Schutzmasken schickten, nachdem sie das Corona-Desaster entfacht hatten, posierte Dr. Söder zusammen einem anderen Mitglied der S-Klasse, Herrn Scheuer, auf dem Flughafen vor einem Stapel Schutzmasken. Die Masken sind zwar im Einsatz gegen Corona nutzlos, aber beim Parkettabschleifen leisten sie sicherlich noch ganz gute Dienste. Vielleicht sollte Dr. Söder bei der nächsten Sendung aus China den Frachtbrief erst an Frau Dr. Weidel leiten. Sie spricht Chinesisch und versteht auch etwas von Wirtschaft. Möglicherweise lässt sie sich auch für einen gemeinsamen Fototermin, an Stelle des „CSU-Road-Runners" gewinnen.

Da meine Sozialisierung in „Bayerisch Sibirien“ (Oberfranken) stattfand, kann ich  vielleicht besser als mancher Nichtfranke die Handlungen eines "Peterlesboum"  interpretieren. Ich  kann heute das Geschehen aber nur noch aus dem Blickwinkel eines Exil-Frankens, der seine dörflichen Wurzeln nahe der ehemaligen Zonengrenze nie vergessen hat und die Oberpfalz als seine Wahlheimat betrachtet, kommentieren.

Dr. Söder ist in Nürnberg-Schweinau geboren, er hat in Nürnberg sein Abitur gemacht. Seinen Wehrdienst leistete er direkt um die Ecke, beim Transport-Bataillon 270 in Nürnberg-Schweinau.  Die Heimatfront konnte er als potentieller Heimschläfer quasi in Zudeldatschen erreichen. Nach seiner Bundeswehrzeit kam für Dr. Söder eine tiefe Zäsur. An der Universität  in Nürnberg kann man das Fach Jura leider nicht studieren. Er musste in das 25 km entfernte Erlangen ausweichen. Horizonterweiterung  und  ideenreiches Vordringen auf neues Terrain sehen anders aus. Diese Vorgehensweisen  rangieren weit hinter dem Ausbau und der Sicherung der eigenen Stellung.

Auch im Glacis von Nürnberg, nahe der Grenze zu Oberfranken,  hat er sich nicht in ein berufsgefährdendes Wagnis gestürzt, sondern sehr schnell sich in einer Burschenschaft eingenistet und das Ganze mit einem Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung abgefedert ("need-based not merit-based"). Er ist einer der sein Vorwärtskommen nach allen Seiten absichert. Den forschen Macher und Angreifer mimt er weit hinter der Front, er weiß jedoch immer genau wie man vorne den Krieg gewinnt.  "Action" ist dann angesagt,  wenn möglichst alle Kameras auf ihn gerichtet sind.  Die persönliche Einstellung spielt dabei keine große Rolle; weit wichtiger ist  die Kameraeinstellung. Seine Arbeit beim Bayerischen Rundfunk war gewissermaßen Teil seiner Schauspielerkarriere und wohl auch sein erster großer "Auslandseinsatz". Eine produktive nach außen gerichtete und auf andere bezogene Tätigkeit, die sich in einem eindrucksvollen Leistungsnachweis niederschlug,  lässt sich nur schwer erkennen.

Opportunismus und Populismus sind für ihn zwei Werkzeuge wie Hammer und Amboss. Er erklärt fix das Kruzifix nicht als Sinnbild der christlichen Religionen, sondern als Ausdruck der bayerischen Identität und Lebensart. Diese heftig diskutierte Initiative in Bayern hätte nicht eine so starke  Kritik auch bei konservativ denkenden Bürgern hervorgerufen,  wäre diese nicht 6 Monate vor der Landtagswahl auf dem Weg gebracht worden. Auch Tarnen und Täuschen will eben gelernt sein (immer diese Kurzwehrdienstleistenden).

Dr. Söder spiegelt vielleicht mehr als alle anderen in der S-Klasse das schillernde Erscheinungsbild der CSU wider. Für die Kamera generieren sie sich als stramme konservative „Kämpfer“, die vorgeben alles für Bayern und für Deutschland zu tun. Wenn es der persönlichen Besserstellung und einer Stärkung der Außenwirkung dient, dann ergreifen sie jedoch jede Gelegenheit , die sich bietet. Sie schaffen die  Wehrpflicht, die für einen konservativen Bürger ein wertvolles Gut darstellt, ab  und Ministerpräsident Seehofer verleiht einer grünen Politikerin, namens Roth, die ein mehr als „ambivalentes“ Verhalten gegenüber Deutschland an den Tag legte,  den Bayerischen Verdienstorden.  Mein Vorschlag zum Programm des CSU-eigenen absurden Theaters wäre die Reservierung eines Platzes in der Walhalla für Dr. h.c. mult. (Haifa, Tel Aviv)  Joseph Martin Fischer, als bedeutende Persönlichkeit „teutscher Zunge“. Mit dieser Charm-Offensive könnte Dr. Söder seinen  Vorgänger, Herrn Seehofer, noch übertreffen. Neben dem roten Teppich gäbe es dann auch noch einen grünen Teppich.   Dr. Söder ist zwar nicht der Klassensprecher, aber ohne Zweifel der größte „Sbroacher“ in der S-Klasse (fränkisch für leistungsstarke Mundwerker).

In unserer mitteilungswütigen Gesellschaft erlauben die zur Schau gestellten persönlichen Daten jedem Betrachter, sich ein umfassendes Bild einer "Berühmtheit" zu machen. Wenn man einen Lebenslauf lesen kann, diesen mit anderen Daten verschneidet und auch zwischen den Zeilen eines CVs die verborgenen Aussagen, wie etwa den Subtext, entdeckt, dann machen die gewonnenen Daten einem  manchmal sehr nachdenklich, besonders dann wenn offensichtlich zahlreiche Bürger sich von den Politikern blenden lassen: 61 Prozent der Befragten sähen Dr. Söder gerne als Kanzler. Damit ist er noch weit entfernt vom „Messias von Würselen“, der  mit 100 % auf einen führenden Posten der SPD gewählt wurde und kurz davorstand über das Wasser zu wandeln, bevor er versank.


Fazit: Wenn in Bayern manche Dinge besser laufen als in anderen Regionen, dann mag dies auf die über Jahrhunderte gewachsenen Strukturen, das kulturelle Erbe und auf die Menschen zurückgehen. Es haben sicherlich auch frühere bayerische Politiker mit zum Aufbau des Freistaates beigetragen und man kann durchaus den Begriff Landesvater für einige Persönlichkeiten verwenden. Der Erfolg in Bayern ist aber gewiss nicht das Verdienst der CSU-S-Klasse. Diese trägt bestenfalls auf allen medialen Ebenen zur Steigerung des Unterhaltungswerts bei und schadet auf lange Sicht der guten Sache, weil sie dem Gegner Munition liefert und unter den Anhängern zu einer Negativ-Auslese beiträgt.

Was unser Land in der nahen Zukunft braucht, sind vor allem "gestandene Mannsbilder", weder Politinvertebraten noch Selbstdarsteller oder Lobbyisten in eigener Sache.

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